Welche Vorteile bringt die Energiegenossenschaft für die Gemeinde Stinatz? Bürgermeister Andreas Grandits im Interview.
Seit Februar 2024 ist Stinatz Teil der burgenländischen Energiegenossenschaft. Warum hat sich die Gemeinde für die Beteiligung entschieden?
Andreas Grandits: "Es gab in Stegersbach eine Informationsveranstaltung von Andreas Schneemann. Die Initiative hat mich überzeugt. Es ist der richtige Weg in die Zukunft und wir haben uns als Gemeinde entschlossen, der burgenländischen Energiegenossenschaft beizutreten. Der Gemeinderat hat dies einstimmig beschlossen, alle Gemeinderäte waren von dieser Initiative überzeugt.“
Welche Erwartungen haben Sie?
"Mit der Beteiligung an der burgenländischen Energiegenossenschaft verfolgen wir ökonomische, ökologische und natürlich auch soziale Ziele. Aus ökonomischer Sicht stehen für uns stabile und günstige Preise im Vordergrund. Aber auch die Unabhängigkeit und die regionale Energieversorgung sind uns wichtig, um für zukünftige Krisenzeiten gerüstet zu sein. Ökologisch sind die CO2-Einsparung und der Umstieg auf erneuerbare Energien von zentraler Bedeutung.“
Sie haben auch von sozialen und gesellschaftlichen Zielen gesprochen, was ist Ihnen dabei ein Anliegen?
"Wir wollen als Gemeinde eine Vorbildfunktion für die ortsansässigen Betriebe, aber auch für die privaten Haushalte einnehmen. Ich finde es wichtig, sich intensiv mit den Zukunftsfragen unserer Zeit wie Energiegewinnung und Klimaschutz auseinanderzusetzen. Die Energiegenossenschaft stärkt auch den Gemeinschaftssinn in der Gemeinde. Mit rund 1.300 Hauptwohnsitzen und 350 Nebenwohnsitzen wollen wir zeigen, dass wir gemeinsam etwas bewegen können. Es ist ein wichtiges Thema, wie man energieautarker werden kann.“
Welche Gebäude werden in Stinatz mit Strom der Energiegenossenschaft versorgt?
"Alle öffentlichen Gebäude, die Straßenbeleuchtung, die Pumpwerke, die wir mit Strom betreiben, das Altstoffsammelzentrum, der Friedhof, der Bauhof, die Mehrzweckhalle, der Fußballplatz und die Kantine werden mit Strom von der Energiegenossenschaft versorgt. Wir haben zwei große Photovoltaikanlagen, eine auf dem Dach der Volksschule, die die Volksschule und den Kindergarten versorgt, und eine auf dem Dach der Mehrzweckhalle. Beide Anlagen wurden als Bürgerbeteiligungsmodell errichtet. Von den günstigen und stabilen Preisen profitiert aber nicht nur die Gemeinde, sondern alle Bürger*innen. Wenn Überschussstrom von den Photovoltaikanlagen der Gemeinde produziert wird, können die Bürger*innen diesen direkt nutzen, wenn sie auch Teil der Energiegenossenschaft sind.“
Gibt es Pläne, die weitere Photovoltaikanlagen in der Gemeinde zu errichten?
"Ja, natürlich gibt es entsprechende Überlegungen, z.B. planen wir eine Erweiterung im Bereich des Altstoffsammelzentrums.“
Ihr Appell an die Bürger*innen?
"Dass wir als Gemeinde der Energiegenossenschaft beigetreten sind, war ein richtiger und wichtiger Schritt, denn es geht um regionale Stromerzeugung, Stabilität und Unabhängigkeit. Jeder sollte sich das Modell anschauen, egal ob er eine Photovoltaikanlage hat oder nicht. Es können auch jene Bürger*innen profitieren, die keine eigene Photovoltaikanlage haben, man kann auch als Verbraucher direkt davon profitieren und mitmachen. Die Initiative ist in unserem Ort auf großes Interesse gestoßen und wurde sehr gut angenommen, weil es eine ökologisch sinnvolle Maßnahme und eine wichtige Kooperation ist. Viele Bürgerinnen und Bürger haben sehr positiv reagiert und gesagt, dass es eine gute Idee ist.“
Bürgermeister Andreas Grandits (re) mit Berthold Schlaffer, Obmann der Energiegenossenschaft Region Stegersbach © Fotocredit: RNI